Karin Brandauer, Helmut Pirnat

Karin Brandauer, Helmut Pirnat
Einstweilen wird es Mittag // 1989

Erstausstrahlung: 1.5.1988 (ORF)

Der Film basiert auf der Studie „Die Arbeitslosen von Marienthal“ – im Film Weiszenberg genannt – der damals jungen und später in der Emigration weltberühmt gewordenen Sozialforscher Paul F. Larzarsfeld, Marie Jahoda und Hans Zeisel. Sie kommen 1932 nach Marienthal, um die sozialpsychologischen Auswirkungen von Massenarbeitslosigkeit zu erforschen. Sie müssen die erstaunliche Feststellung machen, dass nicht Aufruhr und politische Organisierung, sondern Resignation und Apathie die vorrangige Reaktionen sind. Das Leben der Arbeitslosen verändert sich, sie beginnen ihr Selbstwertgefühl, ihre Identität zu verlieren. Obwohl Arbeitslosigkeit kein individuelles Schicksal ist, wird sie vielfach als solches erlebt.

Begründung der Jury

Kann der Forscher die Distanz zum Objekt bewahren? Sind Menschen überhaupt als Forschungsobjekte anzusehen? „Einstweilen wird es Mittag“ ist der außerordentlich schwierige und anspruchs­volle, aber gelungene Versuch, ein längst zum Klassiker gewordenes Sozialforschungsprojekt aus den frühen dreißiger Jahren mit Mitteln der Kunst in einen Film umzusetzen. Dieser einfühlsam gestaltete Film nimmt nicht Partei, ist aber als solcher Engagement, einfach durch die Wiedergabe einer facettenreichen Wirklichkeit, die erst durch die Verknappung auf 95 Minuten und die Umsetzung in Bilder anschaulich und verständlich wird. „Einstweilen wird es Mittag“ ist bildend, anregend, erhellend und zum Denken einladend.