Axel Corti

Axel Corti
Herrenjahre // 1984

Erstausstrahlung: 13.11.1983 (ORF)

Bruno Melzer ist als Lehrling noch voller Hoffnung, einmal aus der langweiligen Mittelmäßigkeit seines Lebens ausbrechen zu können. Nachdem er seine Tischlerlehre abgeschlossen hat, glaubt er, die Zeit ständiger Bevormundung wäre zu Ende und die angenehmen Seiten des Lebens würden auf ihn warten. Doch der Traum vom Schmied des eigenen Glücks und von der Unabhängigkeit erweist sich als brüchige Utopie. Er heiratet eine Zufallsbekanntschaft, als sie ein Kind von ihm erwartet. Mit Frau und Kind lebt er auf engstem Raum im winzigen Siedlungshaus seiner Mutter. Um mehr zu verdienen, stellt er sich ans Fließband einer Möbelfabrik. Seine Frau erkrankt an Krebs und stirbt, nur kurz nach seiner Mutter. Mit drei Kindern steht Melzer plötzlich allein da …

Begründung der Jury

„Herrenjahre“ ist ein packender Film aus der und über die Welt von Arbeitern. „Herrenjahre“ ist auch ein Betroffenheit hervorrufender Frauenfilm. In ihm zeigt der Regisseur mit hoher Sensibilität das tragische Schicksal einer ungeliebten, mit männlicher Brutalität konfrontierten, wehrlosen Frau bis zu ihrem Ende. Es gelingt Corti, das Vorurteil als solches zu entlarven, dass die einfühlsame Porträtierung eines Menschen nur seinem Geschlechtsgenossen, seiner Geschlechtsgenossin, möglich ist. Die künstlerische Brillanz von Corti erweist sich u. a. daran, dass er Stellen aus dem Buch liest, dies aber so verarbeitet und gestaltet, dass aus einer filmischen Todsünde ein Stilmittel wird, mit dem die Sprache des Autors unmittelbar zur Geltung kommt – und zwar für Menschen, die Wolfgruber sonst nie kennenlernen würden.