Adolf Holl // 2006

Adolf Holl // 2006
Axel-Corti-Preis

Adolf Holl wird 1930 in Wien geboren. Nach der Matura 1948 trat er ins Priesterseminar ein, wurde 1954 zum Priester geweiht und promovierte 1955 in katholischer Theologie an der Universität Wien. Holl war von 1953 bis 1972 als Kaplan und Religionslehrer tätig, während dieser Zeit widmete er sich weiteren Studien in Philosophie, Psychologie und Geschichte. Ab 1963 war er als Dozent für Religionswissenschaft an der katholisch-theologischen Fakultät der Universität Wien tätig. Sein 1971 erschienenes Buch „Jesus in schlechter Gesellschaft“ führte zu einem Konflikt mit der katholischen Kirche und brachte ihm den Entzug der Berechtigung, die Gläubigen zu unterweisen, ein. Nach „Tod und Teufel“, das Holl 1973 veröffentlichte, wurde er auch vom katholischen Lehramt enthoben. 1976 wurde er von Wiener Erzbischof Kardinal Franz König – für den er zahlreiche Reden geschrieben hatte – auch vom Priesteramt suspendiert. In der Folge hielt er Vorträge und wurde österreichweit als Diskussionsleiter der ORF-Livesendung „Club 2“ bekannt. Heute ist Holl als freier Publizist sowie als Autor zahlreicher philosophischer und theologischer Werke tätig, er publizierte u. a.: „Was ich denke“, „Die religiöse Militanz und deren Begütigung“, „Die linke Hand Gottes. Biographie des heiligen Geistes“, „Falls ich Papst werden sollte, „Brief an die gottlosen Frauen“, „Weihrauch und Schwefel“ oder „Der lachende Christus“.

Begründung der Jury

Im Jahr der 10. Preisvergabe hat sich die Jury erstmals für zwei Preisträger entschieden: der Religionswissenschaftler, Schriftsteller und Publizist Adolf Holl erhält den Axel-Corti-Preis für das authentische, unangepasste und von großer inhaltlicher Substanz getragene Agieren im ORF. Er reiste um die Welt, um für das Fernsehen von den Weltreligionen zu berichten. An die 80 Ausgaben des „Club 2“ moderierte er in 15 Jahren, dabei gehörte es zu Holls Stärken – stets mit einem Blick auf das Wesentliche ­– selbst bei einfachen Fragestellungen den Dingen auf den Grund zu gehen. Adolf Holl ist ein unentwegt Suchender, der Zweifel war und ist die Haupttriebfeder in seinem Leben. Der diesjährige Axel-Corti-Preis gilt auch für sein mutiges, kritisches Denken in der Tradition der Aufklärung.